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sage
04/26/11(Tue)20:59 No.3513713Wir
wurden in Bohain ausgeladen und in dem naheliegenden Dorf Brancourt
untergebracht. Diese Gegend, die wir später noch oft berührten, ist von
Ackerbauern bewohnt, doch steht in fast jedem Hause ein Webstuhl. Die
Bevölkerung schien mir unsympathisch, schmutzig und auf geringer Kultur-
und Moralstufe stehend. Ich war in einem Häuschen einquartiert, das
durch ein Ehepaar und seine Tochter bewohnt wurde. Man muß den Leuten
lassen, daß sie mir für mein gutes Geld vorzügliche Eierspeisen
zubereiteten. Die Tochter erzählte mir gleich beim Antrittskaffee, daß
sie mit Poincaré nach seiner Rückkehr einen guten Kaffee trinken, das
heißt ihm ordentlich die Meinung sagen würde. Niemals habe ich jemand
mit so großer Zungengeläufigkeit schimpfen hören wie diese filia
hospitalis auf die Anschuldigung einer Nachbarin hin, in einer gewissen
Straße von St. Quentin gewohnt zu haben. „Ah, cette plure, cette pomme
de terre pourrie, jetée sur un fumier, c’est la crème de la crème“,
sprudelte sie hervor, während sie mit krallenartig vorgestreckten Händen
durch das Zimmer raste, ohne ein Objekt für ihre Wut finden zu können. Am
Morgen, wenn diese Rose von Brancourt mit der Zubereitung der Butter
und anderen häuslichen Arbeiten beschäftigt war, sah sie unglaublich
wenig einladend aus, doch nachmittags, wenn es galt, die Dorfstraße auf
und ab zu stolzieren oder Freundinnen zu besuchen, hatte sich die
garstige Puppe in einen prächtigen Schmetterling verwandelt. Mit einem
gewissen Mißtrauen betrachtete ich immer eine große Schachtel voll
Reispuder, die dauernd auf dem Tische stand und Wasser und Seife völlig
zu ersetzen schien. Ihr Vater bat mich eines Tages, ihm eine
Anklageschrift an den Ortskommandanten aufzusetzen, da ihn ein Nachbar
an der Kehle gepackt, geprügelt und unter dem Rufe: „Demande pardon!“
mit dem Tode bedroht hätte. |