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"Da gehen blühende Firmen in Konkurs"

Interview

Eberhard Kleinman über Unterwanderung durch Scientology in der Wirtschaft, ihr Vorgehen gegen Kritiker und Verletzungen des geltenden Rechts

MISSIONAR: Scientology strebt nach Einschätzung vieler Kritiker nach Geld und Macht. Inwieweit ist da die Wirtschaft interessant?
KleinmannEBERHARD KLEINMANN: Zunächst möchte ich sagen: Scientology ist keine Religion, keine Weltanschauungsgemeinschaft, keine Glaubensgemeinschaft, sondern ein komplexer, multinationaler Konzern zur Vermarktung der Urheberrechtsinteressen von L. Ron Hubbard mit dem Ziel, sehr teure Selbsterkennungskurse zu machen, die die Persönlichkeit verändern, die Realitätsferne erzeugen und die einen riesigen Motivationsschub einer enormen Expansion verursachen mit sehr bedenklichen Geschäftsmethoden und die auch die Ideologie und das Gedankengut haben, den Gegner auszumerzen, auszuhebeln und praktisch beiseite zu drängen. Warum Wirtschaft? Weil dort Geld gemacht werden kann und das wird mit den getarnten Methoden gemacht, daß Leute in die Branchen eingeschleust und implementiert werden, daß jemand eingepflanzt wird, der dann Entscheidungen zugunsten der Scientology trifft.

MISSIONAR: Wie wird das gemacht?
KLEINMANN: Es gibt vier verschiedene Angriffsflächen, vier verschiedene Strategien, die die Scientologen anwenden, um zu Geld und Macht zu kommen. Die erste Strategie ist die, daß Geschäftsbeziehungen zu großen Firmen durch Scientology-Beratungsfirmen aufgebaut werden, wo der Vertragspartner überhaupt nichts weiß. Das zweite ist, daß Firmen intern unterwandert werden. Das dritte sind 400-500 Firmen, die unterwandert sind oder die in der Hand von Scientologen sind, und die vierte Ebene ist der Angriff auf Firmenvermögen, also auf Erbschaften zum Beispiel. Der beliebteste Weg ist, Unternehmer im mittleren Management anzusprechen mit einer Management-Analyse mit Stärken und Schwächen der Unternehmensführung. Ein Unternehmen ist nie so gut, daß es nicht noch besser werden könnte. Dann wird eine Management-Analyse vorgeschlagen für Optimierung, Motivation, Mitarbeiterführung, optimales Arbeiten usw. Man will dann die Stärken und Schwächen erkennen. Dann wird dem Unternehmen die Management-Technologie beigebracht, es werden alle Leute nach Scientology-Manier geschult, und die Schulungen sind sehr teuer. Damit wird ein Unternehmen ausgepreßt.

MISSIONAR: Scientology siedelt sich da an, wo auch das Geld ist. Wo sind die Schwerpunkte in Deutschland?
KLEINMANN: Da gibt es mehrere dramatische Schwerpunkte. Der erste Schwerpunkt ist der Immobilienbereich. Es gibt vom Immobilienbereich bis zur Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen, von der Puppenverkaufsstrategie bis hin zu beispielsweise Nachhilfekursen Scientology-Unternehmen. Es gibt Finanzdienstleistungen und insbesondere auch die sogenannte Farb- und Stilberatung.

MISSIONAR: Wie kann man das regional einstufen?
KLEINMANN: In den Großstädten sind z.B. die Immobilienfirmen sehr stark. Wir haben Hinweise darauf, daß bis zu 50 % der Angebote von Eigentumswohnungen und Häusern von Scientology-Firmen sein können.

MISSIONAR: Wie kommen Sie auf die Zahl?
KLEINMANN: Wir haben Manager, die fragen nach. Und die sagen dann, wir haben die Immobilienberater gefragt, und 50 % sollen zugegeben haben, daß sie Scientologen sind.

MISSIONAR: Gibt es seriöse Schätzungen, wieviele Unternehmen von Scientology betroffen sind?
KLEINMANN: Wir haben etwa 400 bis 500 Firmen in Deutschland und weltweit zwischen 2500 und 3000.

MISSIONAR: Welche Auswirkungen hat eine Unterwanderung durch Scientology auf die Belegschaft?
KLEINMANN: Eine sehr schlimme. Es werden Gewinner und Verlierer kreiert. Das Arbeitsklima und Betriebsklima wird verheerend, weil es zu einer Spaltung der Belegschaft kommt.

MISSIONAR: Wer sind die Gewinner?
KLEINMANN: Das sind dann die Scientologen, die sozusagen als übermenschen fungieren, die alles optimal und profimäßig können.

MISSIONAR: Was passiert mit jemandem, der an der Sache zweifelt?
KLEINMANN: Ihm wird möglicherweise fristlos gekündigt.

MISSIONAR: Man hört öfters von "Ethik-Officiers". Was machen die genau?
KLEINMANN: Ein "Ethik-Officier" wacht über die Einhaltung des Gedankenguts und der Methodik von Hubbard mit brutalen Methoden und Zwangsmaßnahmen. Er wacht über die Maßnahmen und legt auch eine "Ethik-Akte" an, wo alle intimen Informationen drinstehen und wo auch kein Anspruch da ist, daß man die Akte einschauen kann.

MISSIONAR: Scientology unterwandert gerne "sehr gut arbeitende" Unternehmen. Wie sieht es nach der Unterwanderung aus?
KLEINMANN: Nach der Unterwanderung sind die Großunternehmen meistens in der Lage zu behaupten, wir haben die Scientologen vertrieben.

MISSIONAR: Was ist mit dem Mittelstand?
KLEINMANN: Da gehen blühende Firmen in Konkurs.

MISSIONAR: Es gibt eine Dachorganisation, die WISE. Was hat sie für eine Funktion?
KLEINMANN: Sie ist quasi eine Mitgliedsfirma.

MISSIONAR: Das heißt, jedes Unternehmen, das diese Techniken anwendet, ist Mitglied der WISE?
KLEINMANN: So kann man sagen, ja.

MISSIONAR: Was verlangt die WISE von solch einem Mitgliedsunternehmen?
KLEINMANN: Lizenzen.

MISSIONAR: Für die LRH-Technologie?
KLEINMANN: Ja, und für die Seminare. Die ganzen Lizenzen gehen an das RTC.

MISSIONAR: Was kosten die Lizenzen?

KLEINMANN: Die Kosten sind ziemlich hoch. Sie hängen ab vom Umfang. Es sind sehr teure Kurse. Die Seminare kosten beispielsweise "Auf und ab im Leben" ein paar tausend Mark, ein "Hubbard-Qualifizierungs-Kurs" ein paar tausend Mark, "Reinigungs-Rundown" viele tausende Mark - zum überleben eines Atomkriegs. Das ganze Trainingspaket können Sie bis so 150 000, 200 000 - und wenn dann noch die "Preclear"- und "OT"-Kurse dazu kommen - bis zu 500 000 Mark kosten.

MISSIONAR: Wie kann man sich als Unternehmer vor dem Einfluß von Scientology schützen?
KLEINMANN: Einmal kann eine Firma Mitarbeiter als Vertrauenspersonen zur Verfügung, die von der ABI informiert werden oder sich direkt an die ABI wenden. Weiter können auch Anwälte von den Firmen zur Verfügung gestellt werden. Aber der Kernpunkt ist die Abwehrklausel. Daß also Unternehen bei Neueinstellungen oder bei Schulungen Klauseln vereinbaren etwa wie folgt: "Wir erklären, daß wir keine Scientologen sind, keine Scientologen werden, daß wir das Gedankengut und die Methoden der Scientology nicht anwenden werden. Wir erklären weiter, daß wir auch keiner Tarnorganisation angehören und wir erklären, daß wir auch keine Tarnorganisation gründen werden usw. Wenn wir das nicht einhalten, dann verpflichten wir uns, das zehnfache des Schulungsbetrages als Vertragsstrafe zu bezahlen."

MISSIONAR: Verstößt Scientology gegen Gesetze?
KLEINMANN: Dramatisch. In brutaler Weise gegen Zivilrecht, gegen Strafrecht, gegen Steuerrecht, gegen Verwaltungsrecht. Beispielsweise wird systematische strafbare Werbung gemacht durch Vortäuschung des kostenlosen Persönlichkeitstest. Beispielsweise wird Beihilfe zur Steuerhinterziehung begangen. Wir haben auch Verdacht des Steuerbetruges. Wir haben strafrechtliche Vorwürfe: übelste Beleidigung, Erpressung, üble Nachrede. Meine Nachbarn, meine Vorstandskollegen und ich haben selber ca. 200 Psychoterroranrufe bekommen.

MISSIONAR: Wie kann man sich davor schützen?
KLEINMANN: Gar nicht. Deswegen müssen wir alle dagegen kämpfen. Das ist eine gesellschaftliche Gesamtaufgabe.

 

Eberhard Kleinmann, 53, ist Vorsitzender des Vorstandes der bundesweit tätigen Aktion Bildungsinformation e.V. (ABI), die seit etwa 20 Jahren über Scientology aufklärt, gegen sie prozessiert und ein umfrangreiches Archiv über sie besitzt.

Kurzinfo:

Interne Verwaltungsanordnung ED 1040:
"1. Such Dir ein Geschäft, welches bereits sehr gut arbeitet.
2. Wende Dich an den höchsten Direktor. Biete ihm an, dafür zu sorgen, daß ihm sein Geschäft mehr Geld einbringt.
3. Lokalisiere SPs in der Organisation und wirf sie hinaus."
© 1996 by Gerhard Wahle